Das
Wasser des Lebens (uisge beatha) II
Die Whisky-Herstellung
Hier ein Überblick darüber, wie man Whisky macht. Man
sollte sich das aber auf jeden Fall in einer Destillerie vorführen und
erklären lassen, das ist wesentlich interessanter...
Die Whisky-herstellung bis zur Destillation beinahe identisch mit
der Bierherstellung.
- Malzen
- Einweichen der Gerste in Wasser; etwa drei Tage Ruhe, dann beginnt
das Keimen (Umwandlung von Stärke in gärfähigen Zucker), und der
Prozeß wird durch Trocknen über dem Torffeuer gestoppt. Der Torf hat
einen Anteil am Geschmack des Endprodukts, und die typischen
Schornsteine der Trocken-Türmchen sind Symbol für die Destillierien
geworden.
Beim Mälzen wird die nichtlösliche Stärke des Korns in löslichen
Zucker umgewandelt. Der zweite Schritt, das Maischen extrahiert dann den
Zucker. Das Mälzen wiederholt eigentlich nur einen Prozeß der Natur,
der normalerweise beim Einpflanzen beginnt, diesmal jedoch in einer
geregelten Umgebung. Innerhalb einer normalen Vegetation lebt die
wachsende Pflanze von ihren Stärkereserven. Diese werden ihr u.a.
mittels des Enzyms Diastase zugänglich gemacht, das die Stärke in
Zucker umwandelt, dieser Zucker heißt Maltose. Normalerweise dient die
Maltose dazu die grünen Blätter zu ernähren und das Wachstum der
Wurzeln zu gewährleisten. Beim vergären jedoch soll aus dem Zucker
Alkohol gewonnen werden.
Um das zu erreichen, wird der Wachstumsprozeß simuliert
indem das Korn zuerst mehrere Tage mit Wasser in Kontakt gebracht wird
und anschließend ausgebreitet wird, um den Prozess der Keimung in Gang
zu bringen. Dabei wird Stärke teilweise durch die Enzyme in Zucker
umgewandelt und als Beiprodukt entsteht Wärme. Um zu verhindern, dass
sich die nun ebenfalls sprießenden Wurzeln verhaken und die Wärme zur
Fäulnisbildung beiträgt, wird durch ständiges Wenden der Vorgang des
Keimens kontrolliert und gefördert.
Dabei muß darauf geachtet werden, daß das Korn nicht zu stark keimt,
denn dann wird zuviel Stärke für das Wachstum verwendet und es bleibt
zuwenig Zucker zum vergären übrig. Um den maximalen Anteil an Zucker
zur Vergärung zu erhalten, muss der Prozess des Keimens deswegen auch
zu einem bestimmten Zeitpunkt unterbrochen werden. Dazu wird die Gerste
getrocknet. Die gemälzte Gerste, zu diesem Zeitpunkt wird sie noch
"grünes Malz" genannt, wird dann nicht nur getrocknet,
sondern sogar fast geröstet und zwar in einem Kiln (Malzdarre). Zur
Erzeugung der Wärme zur Trocknung hat man früher ausschließlich Torf
benutzt, der beim Verbrennen einen besonderen Geschmack des Malzes und
damit natürlich auch später des Alkohols liefert. Heute finden
entweder Warmluftgebläse oder Feuer von Kohle und Gas, denen
unterschiedliche Mengen an Torf zugesetzt wird, Verwendung. Nach dem
Trocknen wird das Malz in Walzenmühlen gemahlen, damit der lösliche
Zucker freigelegt wird. Das Malz hat jetzt sein letztes Stadium erreicht,
es enthält einen großen Anteil wandelbarer Stärke und Maltose-Zucker
und das Enzym Diastase ist inaktiv.
- Maischen
- Der getrocknete Malz wird gemahlen und mit heißem Wasser vermischt;
das ganze verwandelt sich in eine zuckrige Lösung.
- Gärung
- Die Flüssigkeit wird mit Hefe vermischt und ergibt nach einigen
Tagen eine nach Bier riechendes Gebräu, das rund 5% Alkohol enthält.
- Destillation
- Die Flüssigkeit wird in den typischen kupfernen Kolben erhitzt. Übrigens
schreibt ein altes Gesetz für diese eine Mindestgröße vor, um zu
verhindern, daß Schwarzbrenner sie allzuleicht verstecken können.
Der Alkohol verdunstet und wird aufgefangen; nach der ersten
Destillation hat das ganze 20%, nach der zweiten 70% Alkohol. Vom
zweiten "run" wird jedoch nur die Mitte verwendet; das erste,
was aus dem Kolben kommt, ist zu schwach, die letzten Tropfen sind zu
stark.
- Reifung
- Gesetzlich vorgeschrieben ist, daß der in diesem Stadium noch
farblose "Spirit" auf 63% verdünnt werden muß, bevor man
ihn in Fässer abfüllt und einlagert. Faszinierender Gedanke: Der
Whisky, den man heute herstellt, wird erst in zehn oder mehr Jahren
getrunken werden! Die Welt wird dann eine andere sein. Während der
Reifung gewinnt der Whisky durch das Holz der Fässer an Aroma und
verliert an Schärfe, weil ein Teil des Alkohols verdunstet (die
Brenner nennen das angels' share, "Anteil der
Engel").
- Abfüllung
- Der Whisky wird nochmals verdünnt (40% für Inlandsverkauf, 43% für
Export, aus Zoll- und Steuergründen) und in Flaschen abgefüllt. (Früher
wurde er in "Cask Strength" getrunken, also mit 60%, wie er
aus dem Faß kommt. Die Glenfarclas Distillery verkauft diesen
60%-Whisky noch heute als "Glenfarclas 105".)
Es werden also nur drei Zutaten verwendet: Gerste, Hefe und Wasser. Auf
das Wasser wird besonders geachtet; es ist angeblich hier in Schottland
extrem gut dafür geeignet und wird meist aus irgendwelchen Gebirgsbächen
geholt. Schön ist, daß bei der ganzen Produktion fast kein Abfall
entsteht, denn alles, was in der Destillerie nicht mer verwendet werden
kann, geht an die Bauern zurück - als Viehfutter oder Dünger, je nach
Alkoholgehalt...
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